#coronapause

+++ Kein HFV-Spielbetrieb bis mindestens 30. April +++

Nachdem die Stadt Hamburg am Sonntag (15.3.2020) bekannt gab, dass der Sportbetrieb auf allen Hamburger Sportstätten bis zum 30.04.2020 untersagt ist, stellt auch der Hamburger Fußball-Verband den Spielbetrieb bis Ende April ein. Die Generalabsage betrifft alle Spiel- und Altersklassen. Damit reagiert der Verband auf die aktuelle Entwicklung rund um das Thema Coronavirus. [...]

So geht es weiter
(oder auch nicht)

Über eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs, der Lehre und anderen Veranstaltungen wird laufend beraten und baldmöglichst informiert. Dabei orientiert sich der HFV weiter an der sich stetig verändernden Situation und Richtlinien der Stadt und des Bundes.

Quelle: www.hfv.de - 16.03.2020


Am Sonntag, 15.03.2020 habe ich einen "offenen Brief" an den Hamburger Fußball-Verband (HFV) geschrieben:

Lieber HFV,

bitte übernehmt Verantwortung und verzichtet auf irgendwelche Form der Salamitaktiken und dem (unnötigen) Schüren von Hoffnungen. Lügt Euch bitte nicht selbst in die Tasche und schafft sofort Klarheit, indem Ihr die Saison 2019/20 beendet. Bitte wartet nicht auf die profitorientierten höherstehenden Verbände und/oder die DFL, die ganz andere Interessen verfolgen und ganz anderen Zwängen unterliegen. Ich wünsche mir, dass der HFV eine Vorreiterrolle für die übrigen Landesverbände einnimmt, indem schnell und konsequent gehandelt wird. Ich hoffe, dass sich das HFV-Präsidium und die Verantwortlichen auf der HFV-Geschäftsstelle endlich einmal gerade machen für ihre Mitglieder...! Jetzt zeigt sich gutes Krisenmanagement. Jetzt zeigt sich, wer Eier hat und wer nicht. Und: Transparenz trägt zum Vertrauen bei.

Btw: Wir können sehr froh sein, so gute Politiker in Deutschland zu haben, die gerade in dieser bis vor wenigen Tagen unvorstellbaren Situation parteiübergreifend (!) einen fantastischen Job machen. Selbiges gilt natürlich erst recht für die Mitarbeiter in den sozialen Berufen. Tausend Dank für Euer Engagement.

In den nächsten Tagen & Wochen wird weder in Hamburg noch in den benachbarten Bundesländern trainiert und gespielt werden können. Bereits am Freitagmittag hat die Landesregierung Schleswig-Holstein in einer amtlichen Verfügung jedweden Sportbetrieb auf allen privaten wie städtischen Anlagen bis mindestens 19. April (Ende der Osterferien) verboten. Die Hansestadt Hamburg hat heute nachgezogen und in ihrer Allgemeinverfügung zur Eindämmung des Coronavirus in Hamburg sogar bis zunächst 30. April sämtliche sportliche Aktivitäten untersagt.

Selbst wenn der Trainings- und Spielbetrieb im Anschluss wieder aufgenommen werden könnte/dürfte, dann wäre an eine reguläre Austragung der aktuellen Saison 2019/20 nicht zu denken, zumal es dann ja auch aus gesundheitlichen Gründen unverantwortlich wäre, ohne Training in einen Spielrhythmus von mindestens 5-6 "englischen Wochen" in Folge zu starten. Selbst eine Verlängerung der Saison brächte dann ja nichts, da eine Saison über den 30.06. hinaus auch oder erst recht im Amateurbereich nicht darstellbar wäre. Abgesehen davon muss man ohnehin davon ausgehen, dass selbst im Mai noch längst nicht wieder alles in geordneten Bahnen laufen kann - nicht nur beim Fußball. Mögliche "COVID-19"-infizierte Spieler und/oder komplette Teams und Vereine in Quarantäne sind zudem sehr wahrscheinlich, so dass ein ordnungsgemäßer Spielbetrieb nahezu ausgeschlossen und utopisch ist.

Somit geht es meines Erachtens "nur" noch darum, ob und wie diese Saison 2019/20 gewertet wird, so dass es möglichst wenig Verlierer und Enttäuschungen gibt, was schier unmöglich ist. Stichwort: Quadratur des Kreises. Diesen "Gordischen Knoten" gilt es aber zu zerschlagen in der Hoffnung, dass wir ab August (?) wieder "Fussi" spielen können und dürfen und dann eine Lösung haben, die einen breiten Konsens trifft mit einer unumgänglichen Kompromissbereitschaft. Es wird unzufriedene Spieler, Mannschaften und Vereine geben. Es wird frustrierte Spieler, Mannschaften und Vereine geben. Das wird NICHT zu verhindern sein, aber diese Krise ist vielleicht auch DIE Chance für die Gesellschaft im Allgemeinen und die Fußballfamilie im Speziellen wieder auf  ein gesundes Maß der Bodenhaftung zurückzukehren und Solidarität nicht nur zu predigen, sondern auch zu leben. Vielleicht ein wenig naiv, so zu denken, aber eben auch eine echte Chance. Ein jeder Leser möge kurz ein paar Tage zurückblicken, über was wir in (Fußball-)Deutschland sehr aufgeregt diskutierten: Spielabbrüche, Rassismus, Diskriminierung, Videoschiedsrichter, ... ! Die großen Themen sind ganz schön klein geworden, oder...?!

Zurück zu "The Days After": Mein Vorschlag wäre, dass der HFV einen Arbeitskreis respektive eine Task Force bildet, der/die eben nicht nur aus den inneren Kreisen des Verbandes besteht, sondern den Leistungs- und Breitensport der HFV-Vereine entsprechend abbildet, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Vielleicht sogar mit einem Repräsentanten jeder Liga - ggf. sogar aus jeder Staffel - mit ihren unterschiedlichen Interessen. Motto: "In Lösungen denken."



Mit sportlichen Grüßen
Jan Ketelsen
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Selbstverständlich möchte ich meine persönlichen Ideen von dem o.a. Ansinnen der Bildung eines Arbeitskreises respektive einer Task Force "The Days After" trennen, will aber dennoch ein paar Anregungen und Diskussionsgrundlagen liefern, was Pro / Contra die möglichen Modelle spräche. Das sind selbstverständlich größtenteils sehr subjekte Ansichten, die aber auch niemand teilen muss:

Ia) Saison vor 30.06. zu Ende spielen
>>> Für mich utopisch bzw. ausgeschlossen, da...
...das öffentliche Leben ab Mai - gesetzt den Fall, dass die HFV-Generalabsage (bis 30.04.) nicht ohnehin verlängert werden muss - ganz sicher kein normales würde. Da wäre Fußball sicher eine tolle wie sinnvolle Ablenkung, aber bitte nicht mit dem zu erwartenden Stress...!
[ Es wird wohl in allen Mannschaften Spieler geben, die sich (neue) Jobs suchen müssen. Es wird wohl in allen Mannschaften Spieler geben, die berufliche Mehrarbeit zu stemmen haben und/oder Schüler & Studenten sowie Auszubildende, die Prüfungen nachzuholen haben. Es wird wohl in allen Mannschaften Spieler geben, die private / finanzielle (Miete) wie berufliche und/oder familiäre Probleme zu lösen haben. ]
...der HFV-Rahmenterminkalender das gar nicht hergibt, weil das Saisonende im Herrenbereich per 13.06. definiert ist und die Planungen innerhalb der Mannschaften & Vereine keine reguläre Austragung zuließen.
...die (hoffentlich) neue Saison 2021/22 maßgeblich massiv darunter leiden würde, weil es keine Sommerpause und erst sehr spät Klarheit in Sachen Ligazugehörigkeit gäbe.
...quasi 100% sicher unvermeidbar wäre, dass sich Spieler einzelner Mannschaften erst jetzt bzw. dann infizieren und den Spielbetrieb (Stichwort: Quarantäne) torpedierten.
...alle Mannschaften mindestens sechs Wochen kein Training hatten und es gesundheitlich unverantwortlich wäre, per sofort und aus dem Nichts wieder in den Spielbetrieb einzusteigen. Ein großer Unterschied zu den Profis, die ja weiterhin trainieren dürfen, wenn sie keine Verdachtsfälle etc. in ihren Reihen haben.
...die 8-13 (!) auszutragenen Pflichtspiele pro Mannschaft nur mit zahlreichen "englischen Wochen" (ggf. mit vier Spielern in einer Woche) zu absolvieren würden, was einer unzumutbaren physischen Belastung gleichkäme.
Bitte nicht.

Ib) Saison nach 30.06. zu Ende spielen (Saisonverlängerung)
>>> Es gelten alle o.a. Argumente mit dem zusätzlichen Argument, dass das Spieljahr am 30.06. per Satzungen und Ordnungen FIFA-weit endet. Dass zudem die Transferperiode eine Wettbewerb verzerren würde, ist ein zusätzliches Argument. Bitte nicht.

IIa) Playoffspiele mit der Basis der aktuellen Tabellenstände
>>> Absoluter Unsinn, da man den (ursprünglichen) Wettbewerb konterkarieren würde, zumal ja bereits ca. 2/3 der Saison unter anderen Voraussetzungen ausgetragen wurden. Ferner gäbe es keine Rechtsgrundlage. Bitte nicht.

IIb) Relegationspiele mit der Basis der aktuellen Tabellenstände
>>> Absoluter Unsinn, da man den (ursprünglichen) Wettbewerb konterkarieren würde, zumal ja bereits ca. 2/3 der Saison unter anderen Voraussetzungen ausgetragen wurden. Ferner gäbe es keine Rechtsgrundlage. Bitte nicht.

IIIa) Saisonabbruch & Wertung "Hinrunde"
>>> Höchst unseriös, da die Hinrunde in diversen Staffeln nicht einmal beendet ist. Stichwort: Nachholspiele. Die unterschiedliche Anzahl an Heim- und Auswärtsspielen sind weitere Argumente gegen eine "Hinrunden"-Wertung. Bitte nicht.

IIIb) Saisonabbruch & Wertung "Stand jetzt"
>>> Die Wertung über Meisterschaften sowie Auf- und Abstieg nach dem aktuellen Tabellenstand wäre insofern ungerecht, als in allen Staffeln unterschiedliche Anzahl an Spielen ausgetragen wurden. Hinzu käme die unterschiedliche Anzahl an Heim- und Auswärtsspielen. Eine solche Art der Entscheidungsfindung käme einer Lotterie gleich, nur dass man opportunistisch argumentieren könnte, weil man die (Lotto-)Zahlen vorher kennen würde. Bitte nicht.

IIIc) Saisonabbruch & Wertung "Stand jetzt" mit "Punkte-pro-Spiel"-Schnitt
>>> Es gelten alle o.a. Argumente, wobei wenigstens die unterschiedliche Anzahl an Spielen ausgeglichen werden würde, wenn man den "Punkt-pro-Spiel"-Schnitt als Maßstab nimmt wie im Bereich des HFV ja auch die (zusätzlichen) Aufsteiger ermittelt werden. Bitte nicht.


IIId) Saisonabbruch & Wertung "Stand jetzt" mit "Punkte-pro-Spiel"-Schnitt - OHNE (SPORTLICHE) ABSTEIGER
>>> Es gelten alle o.a. Argumente. Nur die Meister steigen auf. Eventuelle zusätzliche Aufsteiger werden gemäß der Statuten bzw. nach dem "Punkte-pro-Spiel"-Schnitt ermittelt. Es gibt keine Absteiger ausser den zurückgezogenen oder gestrichenen Mannschaften. Die Folge wäre eine Aufstockung der Ligen und somit - je nach Liga / Staffel - 2-4 Spieltage mehr als bisher, was natürlich eine Anpassung des Rahmenterminkalenders mit sich brächte. Es gäbe wohl kaum einen Verein, der darunter wirklich zu leiden hätte respektive sich benachteiligt fühlte. Ein Abstiegskandidat bliebe genau so in der Liga wie ein Team, das abgeschlagen auf einem Abstiegsplatz steht. Aber: Mögliche Meister und sonstige Aufstiegskandidaten würden in die Röhre gucken. Und: Die Probleme würden in die Zukunft getragen. Mehr Spieltage wären allerdings ein kleineres zu bringendes Opfer. Zusätzliche Absteiger in der Saison 2020/21 wären wahrscheinlich schon schwieriger durchzusetzen. Ich hätte meine Bauchschmerzen und votierte eher dagegen.


IV) Saisonabbruch & Annullierung aller Ergebnisse
>>> Die Saison 2019/20 hat nicht stattgefunden. Alle Staffeln im Bereich des HFV starten - mit Ausnahme der zurückgezogenenen oder gestrichenen oder - im Zweifel nicht neu gemeldeten Mannschaften in der Saison 2020/21 mit dem identischen Stand vom 01. Juli 2019. Es gäbe einige Profiteure, die trotz Abstiegsplatz eben doch die Klasse hielten, wenn sie denn überhaupt neu melden würden. Es gäbe in der neuen Saison keine Terminprobleme. Eine Anpassung des Rahmenterminkalenders und der Auf- und Abstiegsregelung wäre nicht notwendig. ABER: Die vermeintlichen Meister und (sicheren) Aufsteiger - v.a. die Mannschaften, die quasi schon durch sind - würden klar benachteiligt. Es wären aber "nur" eine handvoll Mannschaften, die einen Nachteil erlitten, weshalb ich dieses Modell bevorzuge. So bitter das für einige Vereine wäre, aber Jürgen Klopp hat hierzu ein überragendes Statement abgegeben - und in Liverpool geht eben nicht um 5. liga abwärts...!

Btw: Bei dieser Variante müsste man den HFV-Jugendbereich allerdings ausklammern, da die Spieler ja nun einmal unvermeidlich ein Jahr älter wären und in einer anderen Alterklasse spielten als im Vorjahr. Somit müsste im HFV-Jugendbereich die Saison abgebrochen und mit "Stand jetzt" mit "punkte-pro-Spiel"-Schnitt gewertet werden.


Aktualisiert (Montag, den 16. März 2020 um 22:42 Uhr)